Waldorfpädagogik

„Das Kind in Ehrfurcht empfangen, in Liebe erziehen und in Freiheit entlassen.“  Rudolf Steiner

In unserer Kindergruppe leben wir die Impulse der Waldorfpädagogik. Dabei stützen wir uns auf drei zentrale Säulen:

  • Vorbild und Nachahmung
  • rhythmische Lebensgestaltung
  • Sinnespflege

Das tätige Vorbild und die kindliche Nachahmung

Für kleine Kinder ist Nachahmung eine der wichtigsten Lernformen. Sie übernehmen, was sie in ihrem Alltag mit den Erwachsenen wahrnehmen und miterleben können. Dieses Vorbild ist viel wirkungsvoller als jede Erklärung oder Belehrung. Auch eine liebevolle Beziehung zu anderen Menschen und Tieren wird nachgeahmt. Die Kinder erfahren durch Nachahmung auch die Freude an der Natur, die Heiterkeit des Lebens und den respektvollen Umgang mit der Umwelt.

Sinneserfahrungen und Sinnespflege

Die Nachahmung setzt vielfältige (Sinnes-)Wahrnehmungen voraus. Die Sinneslehre nach Rudolf Steiner, besonders die vier unteren Sinne (Tast-, Lebens-, Bewegungs- und Gleichgewichtssinn) sind uns ein großes Anliegen.

Kinder wollen die Welt mit allen Sinnen entdecken, erforschen, erfahren und begreifen.

Für ihre gesunde Bewegungsentwicklung und Körperwahrnehmung haben die Kinder täglich ausgiebig Raum und Zeit sowie natürliches Material zum Arbeiten, damit sie Entwicklungsschritte und Erfahrungen in ihrem eigenen Tempo machen können.

Das Vertrauen in die eigene Kraft wird durch die leiblich konkreten Erlebnisse (über die Sinne), durch verschiedenartige geordnete und wiederholte Erfahrungen gefördert. Die Tasterfahrungen fördern das Begreifen differenzierter Gedankenzusammenhänge. Vielfältiges Bewegen führt zu einem innerlichen Beweglichsein. Die Entwicklung des physischen Gleichgewichts festigt die seelische Balance der Kinder.

Unser Garten sowie der Wald- und Wiesenplatz sind wahre Erlebnisräume. Sie bieten zu jeder Jahreszeit und bei jedem Wetter neue Eindrücke und fördern die tiefere Verbundenheit zur Natur. Unsere Tiere auf dem Wiesengrundstück tragen ihres dazu bei.

Rhythmus und Rituale

In unserer Waldorfkindergruppe sind die Tage, die Wochen und das Jahr rhythmisch durch die passenden Lieder, Reime, Tänze und Geschichten geordnet. Rhythmus gibt innere Ruhe und ist wesentlich für die gesunde Entwicklung des Kindes.

Jeder Tag gliedert sich in freie Spielzeit, Aufräumen, Morgenkreis, Jause, Draußenspielzeit (im Garten oder auf unserem Wald- und Wiesengrundstück) und Abschluss. Jede Woche wird durch das gemeinsame Zubereiten der Jause und durch verschiedene praktische und künstlerische Tätigkeiten am immer gleichen Wochentag bestimmt. Der Jahresrhythmus ist geprägt durch den Wandel der Jahreszeiten und unsere gemeinsamen Feste.

Rituale, die sich im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf wiederholen, geben den Kindern Vertrauen und Geborgenheit und dadurch Sicherheit in die Welt. Das Kind bekommt dadurch die Möglichkeit, selbst aktiv mitzuarbeiten und sich kreativ zu betätigen. Verschiedene Haushaltstätigkeiten (Brotteig kneten, Gemüse und Obst schneiden, Kuchen backen, …) werden mit den Kindern täglich gemeinsam durchgeführt, sodass eine familiäre Stimmung entstehen kann. Vollwertige, biologische Ernährung gehört selbstverständlich dazu.

Ein wichtiges tägliches Ritual ist unser Morgenkreis, bei dem gesungen, erzählt und bewegt wird. Die Lieder, Sprüche und (Puppen-)Geschichten werden über einen längeren Zeitraum wiederholt. Das Kind kann somit die wiederkehrenden Tätigkeiten, Spiele und Feste immer wieder neu erfahren und vertiefen.

Auf diese Weise wird vieles ohne Belehrung und Aufforderung gelernt.

Künstlerische Tätigkeiten

Das Malen, Plastizieren mit Bienenwachs und Ton, das Arbeiten mit Holz und Wolle, die Eurythmie, Musik und Puppenspiel gehören ebenso zu unserem Alltag. Diese regen zusätzlich zu den vielfältigen Bewegungserfahrungen die schöpferischen Kräfte des Kindes an.
In den wöchentlichen Eurythmiestunden bewegen sich die Kinder zu Versen und Tönen, Rhythmen und Melodien. Dieses verhilft ihnen die eigenen Bewegungen führen zu lernen und dadurch ihren Körper harmonisiert wahrzunehmen.

Die Feste

Unsere Feste und Feierlichkeiten sind besondere Höhepunkte im Jahreskreis. Die Vorfreude und die Vorbereitung auf diese Ereignisse sind genauso wichtig wie das Fest selbst. Dabei ist die ganze Familie samt Freunden und Interessierten herzlich eingeladen, mit uns zu feiern. Wir feiern die christlichen Feste, sind aber an keine Konfession gebunden.

Freispiel und Spielmaterial

Eine Schlüsselrolle im Kindergarten hat das Freispiel.
Das Kind kann hier seine sozialen Fähigkeiten täglich neu erüben. Es lernt zu teilen, Konflikte zu bewältigen, in der Gruppe seinen Platz zu finden sowie Gemeinschaft zu erleben.
Unsere Spielsachen sind natürlich und zweckfrei. Die Einfachheit der Spielmaterialien fördert die Kreativität der Kinder. Mit Holzständern, Tüchern und Brettern bauen sie Burgen, Züge und Höhlen. Auch Steine, Kastanien und Rindenstücke werden vielfältig im Spiel eingesetzt. Das tätige Vorbild, wie zum Beispiel die Pädagogin beim Kehren, Teig kneten, oder Blumen spritzen, regt an und führt zu phantasievollem Freispiel und vermittelt innere Werte. Die Naturgeschichten, Fingerspiele, Verse und Volksmärchen geben den Kindern zusätzliche Impulse zum Spielen.

Durch die Spielfreude und die gemeinsame Aktivität werden auch Stimmungen und Bedürfnisse im Spiel verarbeitet.

Spiel braucht Zeit, Raum und Muße, um kreative Ideen entwickeln zu können. Die Kinder haben täglich ihre Freispielzeit, sowohl drinnen als auch draußen in der Natur.

Eine Atmosphäre des Vertrauens und der Akzeptanz, des Respekts und der Wertschätzung wird von den Pädagog*innen grundsätzlich dazu geschaffen und gepflegt.

So wird eine gesunde Basis für die Kinder entwickelt, auf die in der Schule aufgebaut werden kann.

Nachahmung:
eine der wichtigsten Lernformen

… mit allen Sinnen entdecken, erforschen, erfahren und begreifen …

Rituale, die sich im Tages-, Wochen- und Jahresverlauf wiederholen, geben den Kindern Vertrauen und Geborgenheit und dadurch Sicherheit in die Welt.

Künstlerische Tätigkeiten regen zusätzlich zu den vielfältigen Bewegungserfahrungen die schöpferischen Kräfte des Kindes an.

Spiel braucht Zeit, Raum und Muße, um kreative Ideen entwickeln zu können.